Wer kennt es nicht, man steht mitten im Wald, greift in die Jackentasche und stellt dann fest: Der Haustürschlüssel ist nicht mehr da! Gut, mir ist das zum Glück echt noch nie passiert, aber vorstellen kann ich es mir. Da passt es sich gut, dass Lotti mir eh meinen Schlüssel, mein Handy, alles was nach mir riecht sucht und anzeigt! Bei uns heißt das “Such verloren”.
Lotti liebt es zu suchen. Stumpf Hasen hinterher zu jagen macht sie bei Gelegenheit auch, aber das findet sie nicht so spannend. Noch cooler ist es für sie, eine Spur aufzunehmen und die zu verfolgen! Leider darf sie das so überhaupt und gar nicht (außer beim Mantrailing), aber ich habe mittlerweile einen Weg gefunden, um sie auch auf den Spaziergängen ohne extra Verstreckperson oder Hasenspur glücklich zu machen. Und das ist gleichzeitig so praktisch! Lotta findet nämlich verlorene Gegenstände.
Dabei ist es total egal, ob ich meinen Schlüssel, meine Mütze oder die Hundeleine verloren habe: Sie sucht nicht spezifisch nach einem Gegenstand, sondern alles, was nach mir riecht.
Was sind die Vorteile?
Ganz einfach: Es macht Spaß. Lotta setzt ihre Nase gerne ein und warum soll ich das nicht fördern? Zwischen den Mantrailingtrainings machen wir auch gerne Teebeutelsuchen, Fährten oder andere Suchspiele, aber der Vorteil am Such verloren ist ganz klar, dass man keine extra Utensilien braucht. Es reicht, wenn man einen Schlüssel, die Hundeleine oder das Handy “verliert”. Man ist also auf nichts und niemanden angewiesen und kann es auch spontan einfach mal eben ausprobieren und trainieren!
Außerdem macht Nasenarbeit müde. Es ist ein total schneller und sicherer Weg, um Lotti mental auszulasten. Nach fünfzehn Minuten würde die Maus zwar noch stundenlang weitersuchen, aber sie ist dann zufrieden und glücklich. Noch ein Vorteil: Man kann die Suchen bis ins hohe Alter machen, weil man die Suche an den Hund anpassen kann.
Vor dem Training
Macht euch klar, was ihr von eurem Hund möchtet: Er soll auf jeden Fall den Gegenstand suchen. Und dann? Lotta soll sich hinlegen, das ist die einfachste Möglichkeit. Manche Hunde bieten von sich aus an, dass sie sich vor den Gegenstand setzen, an ihm kratzen oder bellen. Wenn euer Hund verstanden hat, was er suchen soll, seht ihr relativ schnell, welche Anzeigeform er präferiert. Nur achtet dann im weiteren Training darauf, dass ihr auch die Gegenstände der Anzeigeform anpasst! Sobald euer Hund anfängt, an eurem Handy zu kratzen, ist die Freude meist gedämpft…
Aller Anfang ist schwer
Ganz am Anfang macht ihr euren Hund einfach nur heiß auf den Gegenstand. Dabei ist es egal, welchen Gegenstand ihr nehmt! Seid euch aber sicher, dass das Ding nur nach euch riecht! Mit Lotti war das eine Sache von fünf Minuten: Stift vor die Nase gehalten, Lotta hat dran geschnüffelt, Click und Belohnung. Ist ja per se auch nichts schwieriges. Ihr fangt dann langsam an, den Stift nicht mehr vor die Nase zu halten, sondern ein bisschen vom Hund weg zu legen. Aber bitte nicht schmeißen! Im weiteren Verlauf soll der Hund ja eurer Spur folgen und den Gegenstand nicht aufstöbern. Geht euer Hund hin, Click und Belohnung.

Sobald euer Hund verstanden hat, dass er zum Gegenstand soll (und wie gesagt, dass ist super easy und meistens eine Sache von wenigen Minuten), könnt ihr beim nächsten Mal etwas warten. Was macht euer Hund, wenn ihr nicht sofort bestätigt? Legt er sich hin, bellt er, kratzt er? Sollte euch das angebotene Anzeigeverhalten gefallen, könnt ihr das einfach mit bestätigen und immer weiter festigen. Macht euer Hund einfach gar nichts, könnt ihr ihm bei dem Gegenstand ein Kommando geben, zum Beispiel Platz. Achtet dann aber darauf, dass ihr euren Hund am Gegenstand auch lobt und bestätigt, damit er versteht, dass die Kombination aus Gegenstand und Kommando den Erfolg darstellt. Der erste Schritt ist also: Hund sieht Gegenstand und zeigt diesen an.
Wenn euer Hund das irgendwann gut verstanden hat, könnt ihr das ganze draußen versuchen. Achtet darauf, dass ihr es eurem Hund einfach macht: Ihr geht mit eurem Hund an der Leine, legt den Gegenstand auffällig ab (eventuell macht ihr euren Hund noch drauf aufmerksam, je nach Leistungsstand und Arbeitswillen des Hundes) und geht wenige Schritte mit eurem Hund weiter. Dann schickt ihr euren Hund zu dem Gegenstand. Zeigt er diesen an, gibt es eine fette Party! Aber auch wenn er einfach nur hinrennt, dürft ihr ihn loben! Das ist auch schon eine super Leistung und von dort aus könnt ihr einfach wieder das Anzeigen einbauen.
Schwierigkeiten hierbei:
- Ihr geht den gleichen Weg mehrmals hintereinander. Euer Hund soll doch lernen, eurer frischesten Spur zu folgen. Macht es ihm am Anfang einfach: Geht nach jedem Mal “verlieren” wieder ein paar hundert Meter weiter, bis ihr das Ding das nächste Mal verliert.
- Ihr erwartet zu viel. Euer Hund kann gerade mal den Gegenstand auf Kommando finden? Dann bleibt bei einigen wenigen Schritten zwischen Versteck und Hund schicken. Gegebenenfalls müsst ihr auch einfach noch ein wenig das Anzeigen selbst üben.
- Alles andere ist für euren Hund interessanter. Kann ich nachvollziehen, habe auch so ein Exemplar zuhause, die mittlerweile aber mit Begeisterung verlorene Schlüssel sucht. Baut es gründlich auf und arbeitet mit tollen Leckerli, aber lasst eurem Hund es nicht durchgehen, euch nach Strich zu Faden vorzuführen. Lasst ihn vielleicht an der Leine und wenn er den Gegenstand weit überlauft, bleibt einfach stehen. Sollte er dann, vielleicht auch nur zufällig, den Gegenstand abschnüffeln, belohnt ihr das wie einen Sechser im Lotto.
- Euer Gegenstand ist ungeeignet. Der Geruch eines kleinen Eincentstückes ist schwieriger heraus zu filtern, als der einer Mütze. Passt den Gegenstand an den Hund an, achtet aber gleichzeitig darauf, dass der Hund nicht anfängt, nur mit den Augen zu suchen! Deshalb eignen sich Schlüssel so super: Die haben einfach die ideale Größe.
- Das Gelände ist Murks. Ihr fangt gerade mit dem Training an, macht es einfach. Der Schulhof mit tausend anderen Gerüchen ist da ähnlich gut geeignet, wie das Einkaufscenter. Anfangs eignen sich Wald- und Feldwege. Da gibt es zwar einige andere nette Gerüche, aber die sind mehr oder weniger bekannt und es gibt kein hohes Gras, wo das Ding drin verloren gehen kann.
Steigert die Schwierigkeit
Das ist einfach: schwieriger geht immer! Versteckt das Ding weiter oben, in einem Mauseloch, vergrößert die Distanz zwischen Fundort und Losschicken, macht euren Hund nicht mehr auf das Verlieren aufmerksam. Es soll irgendwann so aussehen, dass ihr euren Schlüssel während des Gassis einfach fallen lasst und euer Hund euch den wieder findet. Egal, wann ihr das Fehlen “bemerkt” und wie weit ihr schon weiter gegangen seid. Das ist nicht so ohne und fordert von dem Hund einen hohen Grad an Eigeninitiative und Selbstbewusstsein, denn auf euch sollte er sich nicht verlassen. Er soll das Ding ja letztendlich ohne eure Hilfe finden, damit das im Ernstfall auch funktioniert!
Beachtet dabei aber bitte, dass ihr euren Hund entweder an einer langen Leine sichert, wenn er beim Suchen nicht hört, oder habt ihn unter Kontrolle. Lotta verfällt beim Suchen gerne mal in einen Tunnel und nimmt um sich herum kaum noch etwas wahr. Wir haben den Rückruf auch ganz lange geübt!
Verallgemeinert die Suche
Hat euer Hund verstanden, dass er auf Kommando euren Schlüssel suchen, finden und anzeigen soll, dann könnt ihr einen zweiten Gegenstand in das Spiel finden. Ich persönlich möchte nämlich, dass Lotti nicht nur meinen Schlüssel sucht, sondern zur Not auch mein Handy, meinen Ersatzschlüssel und so weiter und so fort. Sie soll also alles suchen, was nach mir riecht! Dazu nehmt ihr einfach wieder einen Gegenstand von euch (ich habe danach eine alte Armbanduhr genommen) und baut das Ganze noch mal von vorne auf. Wahrscheinlich müsst ihr das eurem Hund aber gar nicht so deutlich erklären, wie am Anfang. Lotta hatte den Dreh auch super schnell raus. Ich musste ihr den Gegenstand nur zwei Mal zeigen und sie hat ihn mir wieder gesucht und gefunden! Insgesamt brauchte sie auch nur drei Gegenstände (Schlüssel, Armband und Stift), bis sie verstanden hat, dass sie meinen Geruch finden soll!
Beachtet bei dem ganzen Training bitte immer, dass euer Hund Spaß dabei hat. Ihr macht das weniger für euch und viel mehr zur Beschäftigung eures Hundes! Wenn ihr merkt, dass es ihm schlicht und einfach keinen Spaß macht, dann lasst es sein.
Ich bin außerdem keine Hundetrainerin. Das ganze Training basiert auf meinen Erfahrungen mit Lotta und wie ich ihr das beigebracht habe. Sollte es bei euch nicht funktionieren, probiert einen anderen Weg!
Wenn ihr wissen möchtet, wieso der Hund so gut riechen kann, könnt ihr mal in diesem Blogbeitrag schauen!